Drei Beispiele gelungener Erörterungen:
Sollten Kinder ihr Elternhaus mit
Erreichen der Volljährigkeit verlassen? |
Mit dem Erreichen der Volljährigkeit gehen für viele Jugendliche
auf einmal viel mehr Türen auf als zuvor. Man fühlt sich von nun an
viel erwachsener als vorher und denkt natürlich auch daran, ein
eigenes Leben anzufangen, weg von den Eltern. Nicht unbedingt weit
weg, aber eine eigene Wohnung wäre schon eine phantastische Sache.
Doch ist es wirklich so vorteilhaft, mit Erreichen der
Volljährigkeit das Elternhaus zu verlassen, oder scheint es nur auf
den ersten Blick so?
Aus der Sicht der von nun an jungen Erwachsenen ist es einfach
nur wundervoll, endlich eine eigene Wohnung zu haben, da man von nun
an seine Entscheidungen selbst treffen kann und somit mehr
Freiheiten hat. Man kann selbst entscheiden, wann man nach Hause
kommt oder was man sich zum Essen kauft. Natürlich erscheinen diese
beiden Beispiele eigentlich mehr lächerlich, als dass sie Gründe
dafür wären auszuziehen. Aber sind es nicht genau solche
Kleinigkeiten, durch die es des Öfteren zum Streit mit den Eltern
kommt?
Dadurch, dass man von nun an für sich selbst entscheiden muss,
wird man automatisch schneller selbstständig. Von nun an muss man
selbst darauf achten, wie viel Zeit und Geld man zur Verfügung hat.
Dadurch fängt man an, viel mehr darauf zu achten, was wirklich
wichtig für einen ist und was nicht.
Solche positiven Entwicklungen bemerken die Eltern natürlich
auch. Das ist wahrscheinlich auch einer der Gründe dafür, warum
junge Erwachsene, die nicht mehr zu Hause wohnen, ein ganz neues
Verhältnis zu ihren Eltern aufbauen. Früher, als man noch bei seinen
Eltern gewohnt hat, waren es immer die Eltern, die sich bei einem
beschwert haben, weil man z.B. wieder einmal zu spät nach Hause
gekommen ist. Diese kleinen Streitereien gehören von nun an der
Vergangenheit an.
Da man von nun an ein wahrscheinlich besseres Verhältnis zu den
Eltern aufgebaut hat, kann man diese vielleicht auch um eine kleine
finanzielle Unterstützung bitten, da man mit 18 Jahren entweder noch
zur Schule geht oder gerade mitten in einer Ausbildung steckt und
somit häufig wenig Geld zur Verfügung hat.
Falls die Eltern einen in diesem Punkt nicht unterstützen wollen,
weil sie z.B. meinen, dass es sowieso besser sei, wenn man mit
18
Jahren noch zu Hause wohnt, hat man ein Problem, das einem das Leben
richtig schwer machen kann. Nicht nur, dass man nicht genug Geld
hat, um sich eine eigene Wohnung leisten zu können, sondern man
verliert möglicherweise außerdem noch den Bezug zu seinen Eltern,
weil man sich wegen des Geldes häufiger streitet. Da ist es doch
eigentlich viel einfacher, zu Hause zu bleiben, solange man selbst
noch nicht genug Geld verdient. um sich eine Wohnung leisten zu
können.
Denn die meisten jungen Erwachsenen gehen mit 18 Jahren ohnehin
noch zur Schule oder machen gerade eine Ausbildung. Dadurch hat man
einfach nicht genügend Zeit, einen Job zu finden, der genügend Geld
einbringt, um eine Wohnung zu finanzieren. Man könnte nun natürlich
sagen, dass man die Schule oder die Ausbildung aufgeben und sich
eine Arbeitsstelle suchen soll, aber das wäre eine absurde Idee, da
man ohne eine vernünftige Ausbildung oder einen guten Schulabschluss
heutzutage keine Chance hat, einen guten Job zu finden.
Gegen das Verlassen des Elternhauses mit Erreichen der
Volljährigkeit spricht wohl am meisten, dass viele mit 18 Jahren
noch gar nicht richtig im Leben stehen. Sie wissen einfach noch
nicht, was sie wollen, und sind noch viel zu sehr Kind. Es wäre ein
großer Fehler für sie, wenn sie sich in dem Alter schon von den
Eltern abkapseln würden, da es für die meisten nur bergab und nicht
bergauf gehen würde.
Obwohl es natürlich viele Vorteile mit sich bringt, wenn man mit
18 Jahren auszieht, ist es meiner Meinung nach so ziemlich das
Schlimmste, was man machen kann. Wie will man es schaffen, sich mit
18 Jahren ein eigenes Leben aufzubauen, wenn man noch nicht einmal
seine Ausbildung abgeschlossen oder sein Abitur in der Tasche hat?
Ich denke, dass der richtige Zeitpunkt zum Ausziehen der ist, wenn
man anfängt zu studieren oder einen richtigen Beruf hat, der einem
genügend Sicherheit im Leben bringt.
Was spricht für, was gegen das
Auswandern? |
Irgendwann befällt es jeden von uns: das Fernweh, die Verlockung,
alles einfach hinter uns zu lassen und in etwas Neues, Unbekanntes
aufzubrechen. Die meisten unserer Zeitgenossen leben diesen Drang
dadurch aus, dass sie in den Urlaub fahren. Doch es gibt
mittlerweile auch viele, die gerne noch einen Schritt weitergehen
wollen, und der wäre, eben nicht nur für zwei Wochen wegzufahren,
sondern gleich für immer. Aber an dieser Stelle sollte man sich
vielleicht erst einmal fragen: Was spricht für und was gegen das
Auswandern?
Gegen das Auswandern spricht zunächst einmal, dass man einfach
alles zurücklassen muss. Sicher kann man einige Habseligkeiten mit
in sein neues Leben nehmen, doch all seine Freunde, Bekannten und
Verwandten wird man zurücklassen müssen. Das dürfte bei besonders
engen Freunden und insbesondere bei den Familienangehörigen sehr
schwer fallen, was sich an folgendem Beispiel veranschaulichen
lässt:
Das Schlimmste, was zwei Verliebten passieren kann, ist doch die
Trennung voneinander, in diesem Fall die räumliche Trennung. So
scheinen sieben Tage auf einmal die Länge von einigen Jahrhunderten
zu haben und unerträglich zu sein, wenn, aus welchen Gründen auch
immer, der Partner oder die Partnerin nicht bei einem sein kann. So
ähnlich könnte es einem auch mit den oben angeführten
Personengruppen ergehen, wenn auch vielleicht nicht in dieser
geschilderten, extremen Form.
Ebenfalls bei der Überlegung des Auswanderns aufzuführen wären
die Kosten, die nicht gerade gering ausfallen würden. Wenn man sich
also tatsächlich zum Auswandern durchgerungen hat, sollte man sich
überlegen, ob man über genügend Eigenkapital verfügt. Hat man den
Flug zusammengespart und hofft dann, dass man es in der neuen Heimat
vom Tellerwäscher zum Millionär bringt, so wird man vermutlich
schneller als gedacht auf der Straße landen. Daran sollte jeder, der
in der Realität lebt, keinen Zweifel hegen.
Im Übrigen ist, neben den vorausgesetzten finanziellen Mitteln,
noch einiges andere erforderlich, um erfolgreich zu emigrieren. So
braucht man z.B. ein ziemlich ausgeprägtes Organisationstalent, um
erst einmal eine günstige Wohngelegenheit und eine Arbeitsstelle zu
finden, womöglich noch von der Heimat aus. Es ist schließlich
wichtig, möglichst schnell Fuß zu fassen.
Auch verlangt einem das Auswandern eine große Anpassungsfähigkeit
ab. Nicht nur die Bräuche und Sitten betreffend, sondern auch
besonders, was das Klima und die Nahrung angeht. Wer z.B. bei heißem
Wetter Kreislaufprobleme bekommt, sollte sich noch einmal überlegen,
ob er nach Australien auswandern will, das übrigens das von
deutschen Auswanderern bevorzugte Immigrationsland ist. Ebenso
sollte sich jemand mit sehr empfindlichem Magen überlegen, ob er
fähig zum Auswandern ist.
Indes spielt auch die Sehnsucht nach etwas wieder eine Rolle,
speziell die nach der Heimat. Es gibt nämlich genug Leute, die vor
Heimweh krank werden, geistig wie körperlich.
Auf der anderen Seite bietet das Auswandern auch eine Reihe
Vorteile, die all die genannten Nachteile zum Verblassen bringen.
Einer dieser Vorteile wäre sicher die Perfektionierung gewisser
Sprachkenntnisse, die eventuell vor der Auswanderung schon vorhanden
waren oder erst durch diese erworben wurden.
Mehr noch als das Erlernen der Sprache fällt jedoch das der
Bräuche und Sitten ins Gewicht. So wird einem durch das Auswandern
eine ganz neue Lebensweise offenbart, die den 'Horizont' des
Emigranten erweitert und so einen positiven Einfluss auf dessen
Charakter hat. Man könnte fast sagen, dass aus dem alten Menschen
ein neuer wird, so sehr können die Lebensumstände einen Menschen
verändern. Nehmen wir als Beispiel das Schönheitsideal eines jeden
Landes. Wer hier vielleicht noch dreimal wöchentlich
Solariumsbesucher war, verbringt in Mexiko den Tag im Haus, um keine
braune Haut zu bekommen.
So hätte man allerdings auch wenig von dem berühmten 'schönen'
Wetter, wie immer ein jeder dies auch definieren möge, das wohl mit
der bedeutendste Grund für jeden Auswanderer ist, sein Vorhaben in
die Tat umzusetzen. Denn wer freut sich nicht, wenn draußen das
Wetter herrscht, das er am liebsten hat, sei es nun Sonne und 40
Grad, Regen, Schnee oder was auch immer?
Darüber hinaus kann man durch das Auswandern nicht nur
ungeliebtem Wetter aus dem Weg gehen, sondern auch bestimmten
Personen, Bräuchen, politischen Ansichten, der Politik allgemein,
familiären Problemen und Entsprechendem mehr. So wandern doch die
meisten Leute wegen ihrer Unzufriedenheit bestimmten Dingen
gegenüber aus. Und das mit Recht. Warum sollte man sich mit etwas
herumschlagen, wenn man es auch vermeiden kann? Ist es nicht viel
besser, derartiges einfach zu vermeiden und dazu noch etliche
Vorteile zu bekommen?
Am wichtigsten ist doch, dass man selbst glücklich wird, und wenn
man es hier nicht ist, warum dann nicht ein ganz neues Leben
anfangen? Alles hinter sich lassen, schlechte Angewohnheiten, einen
miesen Ruf, soziale oder familiäre Probleme, all das nimmt man
einfach nicht mit. Man hat die Möglichkeit, alles besser zu machen,
neue Kontakte zu knüpfen und sein individuelles Glück zu finden.
Meine Meinung, dieses Thema betreffend, ist geteilt. Einerseits
würde ich gerne auswandern, weil es mich sehr reizen würde, etwas
vollkommen anderes kennen zu lernen und meine Anpassungsfähigkeit
auf die Probe zu stellen. Ich glaube, dass es für meinen Charakter
und für mein Ich nur gut sein könnte, so etwas zu tun. Doch
andererseits liebe ich meine Heimat, meine Familie und meine Freunde
und würde um keinen Preis von ihnen fort wollen. Jedenfalls jetzt
noch nicht.
Kommunales Wahlrecht ab 16? |
Sie laufen herum mit Frisuren, wegen
denen man zu anderen Zeiten den Friseur gefoltert hätte, und
Hosen, deren Hauptzweck darin zu bestehen scheint, unten im
Dreck geschleift zu werden und oben nackten Schwabbel zu
präsentieren. Von wem die Rede ist? Na, von Jugendlichen!
Für einen Erwachsenen ist schwer vorstellbar, dass unter so
einer Frisur auch eine politische Meinung stecken könnte,
die sich in einer Wahl äußern will. |
Einleitung: Jugendliche wirken sehr befremdlich auf
Erwachsene |
Aber — ist kommunales Wahlrecht ab 16
wirklich eine so absurde Idee, oder sollte man es nicht
vielleicht doch einführen? |
Themafrage |
Dazu muss man erst einmal den Begriff
ganz deutlich machen: Es geht nicht um Bundestags– oder
Landtagswahlen, also „große Politik“, sondern um Wahlen der
Stadt– und Gemeinderäte. Worüber diese Gremien beschließen,
ist das konkrete Umfeld der Bürger, also auch der
Jugendlichen: die Stadt und die Gemeinde. Es geht um Fragen
wie: Soll ein Jugendzentrum gebaut oder gefördert werden?
Soll sich die Gemeinde an einer Beach–Volleyball–Anlage
beteiligen usw. Dies alles sind Dinge, die Jugendlich
elementar betreffen. Die Frage ist eben, ob Jugendliche ab
16 sich an der Wahl zu diesen Gremien beteiligen dürfen. |
Begriffsdefinition |
Ich bin ganz deutlich der Meinung, dass
man die Jugendlichen hier wählen lassen sollte. |
These |
Als Grund sollte man dafür zunächst
pädagogische Aspekte anführen. |
Oberpunkt 1: pädagogische Gründe |
Zu Recht wird behauptet, dass
Jugendliche sich nur wenig für Politik interessieren. Die
Jugendlichen selbst sagen das ganz offen. Sie sind deshalb
häufig selbst, wie wohl die meisten Bundesbürger, gegen die
Ausdehnung des Wahlrechts nach unten. |
Gegenargument
wird dann entwertet: |
Aber dies beweist gar nichts. Wieso
sollte man sich für etwas interessieren, auf das man ohnehin
keinen Einfluss hat? Sie können politische Meinungen haben,
wie sie wollen — es fragt sie niemand danach, und niemand
ist interessiert an ihrer Stimme. Deshalb wäre es gerade
wichtig, dass man die Jugendlichen in einem beschränkten
Rahmen wählen lässt. Dann würden sie nämlich erleben, dass
man durchaus etwas verändern kann, wenn man sich einig ist.
Vielleicht könnten die Jugendlichen den einen oder anderen
Politiker in die Stadtparlamente wählen, der ihre Interessen
vertritt.
Es ist ja auch in anderen Bereichen so:
Niemand interessiert sich für Aktienkurse, wenn er keine
Aktien besitzt. Warum sollte sich ein 16–Jähriger für
Politik interessieren? |
Erläuterung1 : aktuelle Situation
Begründung: Jugendliche würden sich mehr für Politik
interessieren
Erläuterung 2: utopische Situation
Beispiel, Bezug nehmend auf aktuelle Situation |
Ein weiterer pädagogischer Grund wäre,
dass Jugendliche im Umgang mit kommunaler Politik in den
politischen Prozess hineinwachsen könnten. Wenn die
Heranwachsenden nämlich 18 Jahre alt sind und wählen dürfen,
fällt es ihnen oft schwer, am politischen Geschehen
teilzunehmen. Sie wissen nicht, welche Funktionen die
staatlichen Gewalten haben, was man direkt wählt und was
nicht, welche Rolle Parteien spielen usw. Das alles könnten
sie im kleinen Maßstab an der kommunalen Politik lernen. Sie
könnten auch lernen, sich öffentlich angemessen zu äußern
und ihre Meinung zum Ausdruck zu bringen.
Eine gute Möglichkeit dazu sind
Bürgerversammlungen, wo man wirklich erlebt, wie Politik
funktioniert. |
Begründung
Erläuterung 1
Erläuterung 2
Beispiel |
Demokratie ist eine schwierige und
komplizierte Sache, zu der man die Bürger erziehen muss. Das
Wahlrecht ab 16 könnte also eine wichtige pädagogische Rolle
spielen. |
Rückverweis auf den Oberpunkt |
Aber nicht nur die Jugendlichen selbst
profitieren davon. |
sehr langweilige Überleitung |
Es gibt auch gewichtige politische
Gründe für die Einführung des kommunalen Wahlrechts ab 16.
|
Oberpunkt 2 |
|
|
In hinterlistiger Absicht lasse ich
hier einfach den ersten politischen Grund aus. |
|
|
|
Es gibt aber noch einen weiteren
politischen Grund, und das ist meiner Meinung nach der
wichtigste: |
|
Deutschland ist - und das wird seit
langer Zeit und immer wieder beklagt -ein kinder- und
jugendfeindliches Land. Die Freiräume werden immer weiter
eingeschränkt, Familien mit Kindern werden benachteiligt
usw. Und dabei brauchen doch alle die Kinder und
Jugendlichen, die ja schließlich irgendwann Geld verdienen
und die Renten sichern müssen! Alle müssen dafür sorgen,
dass die Kinder und Jugendlichen den zutreffenden Eindruck
bekommen, dass man sie braucht und in ihren Bedürfnissen
ernst nimmt. Heutzutage nimmt man sie als Konsumenten und
künftige Rentenzahler wahr, drängt sie aber sonst an den
Rand des gesellschaftlichen und politischen Lebens ab. Und
dann beklagt man sich, dass die Jugend in die Spaßkultur
aussteigt. Hat man ihr denn echte Alternativen geboten? Aus
ihrer Sicht muss doch Politik aussehen wie die
undurchschaubaren Revierkämpfe von Riesendinosauriern, denen
man am besten ausweicht.
Einige deutsche Städte sind hier mit
guten Beispiel und guten Erfahrungen vorangegangen. Können
auch andere über ihren Schatten springen. |
|
Für die Politik in Deutschland wäre es
sicher ein Gewinn. |
|
Natürlich wäre es gewöhnungsbedürftig,
diese eigenartigen Wesen an der Wahlurne zu sehen. Aber
andererseits sollte man sich fragen: Wie sieht für einen
Jugendlichen ein (sagen wir:) 43–jähriger, vom Leben
verwöhnter und gezeichneter (sagen wir:) Studienrat aus? Und
jemand, der so aussieht, entscheidet über seine Zukunft?! Es
muss der Horror sein. |
|
|